wen meine ich mit 'ich' ?

10.5.2017

Wir alle haben uns seit unseren ersten Lebensmonaten an ein Wesen gewöhnt, das es so nicht gibt, wie wir es erwarten würden: das 'Ich'. Wie selbstverständlich gebrauchen wir das 'ich', um die unterschiedlichsten psychischen Phänomene zu beschreiben. Allen voran: das Denken, das Fühlen, das Handeln und die Handlungsimpulse, das Wollen. Wohlbemerkt, wenn alles rund läuft, richtet das 'ich' keinen Schaden an, ich kann mich frohgemut mit allen möglichen Vorgängen indentifizieren. Kommt es aber zu inneren Spannungen, wird die Sache komplizierter.

Jeder kennt die Situation, mit einem bestimmte Verhalten aufhören zu wollen, beispielsweise dem Rauchen. Hören wir jemanden sagen 'ich möchte nicht mehr rauchen ...', denken wir vielleicht unbedarft, dann hör doch auf damit. So konfrontiert, würde die Person sagen, '... aber es geht nicht'. Wir sind uns solche Dialoge dermassen gewöhnt, dass wir sie nicht mehr hinterfragen. Tatsächlich kann es aber spannend sein, dies einmal zu tun. Also, schauen wir uns die Sache etwas detaillierter an, ohne Vorurteile. Die Person, das vermeintliche 'Ich', möchte aufhören. 'Es' geht aber nicht. Wie kommt das? Bestimmt nicht das 'Ich', wohin der Weg geht? Normalerweise doch schon, ich gehe zur Arbeit, fahre in die Ferien, hole meine Post und meine Brötchen. Selten, dass hier 'es' nicht geht (mit Ausnahme von psychische Krankheiten). Wie kann denn nun bei einem so einfachen Vorgang wie dem Rauchen, plötzlich das 'Es' bestimmen, ob geraucht wird oder nicht? 

Ja klar, sagen Sie nun, es ist halt eine Sucht. Ok, naheliegend. Jedoch erleben die meisten Nikotinsüchtigen, dass die Zeit zwischen den Nikotin-Dosen sehr unterschiedlich sein kann. Mittelgradige 'Raucher', die kaum einen zweistündigen Flug aushalten, schlafen problemlos die Nacht durch. Oder verzichten während einer angeregte Diskussion oder anderen angeregten Tätigkeiten gerne darauf. Meine Erfahrung mit Rauchenden ist, dass das Rauchen Vorteile hat für sie. Diese können unterschiedlich gestaltet sein: Angst vor einer Gewichtszunahme, Angst die Aggression nicht unter Kontrolle halten zu können, Angst in der Öffentlichkeit dumm dazustehen, ohne Beschäftigung für die Hände, etc.